Florian Danker Florian Danker

B-Roll-Funde aus dem Italienurlaub

Beim Aufräumen der Lightroom-Bibliothek sind mir diese “Zweite-Wahl-Fotos” aufgefallen, die mit ein wenig Bearbeitung echt tolle Motive geworden sind …

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Florian Danker Florian Danker

Nachtsprung unters Nordlicht

Begleite mich auf einer atemberaubenden Nachtzugfahrt nach Narvik. Entdecke mit mir eisige Landschaften, magische Polarlichter und unerwartete Abenteuer. Steig ein und lass dich von der wilden Schönheit Skandinaviens verzaubern!

Prolog

Nur eine dünne Fensterscheibe und ein bisschen Blech trennen mich von der Außenwelt – von der ausgesprochen kalten Außenwelt. Minus 17 Grad Celsius herrschen vor der Tür, in der schneebedeckten und menschenleeren Außenwelt, die durch die just aufgehende Sonne in ein güldenes und völlig surreales Licht getaucht wird. 

Inzwischen wird es hell, und unser Nachtzug bahnt sich, sanft wankend, den Weg in Richtung Norden. Weiter, immer weiter nach Norden. Genauer gesagt, in Richtung Narvik, dem nördlichsten Punkt, der über das europäische Normalspurnetz mit dem Rest der Welt verbunden ist. 

Nie zuvor war ich so weit nördlich, doch immer wollte ich es einmal wagen, mir den Weg zum Polarkreis zu bahnen. So schnell kann es gehen, und nun sitze ich im Zug dorthin.

Ich wage es und öffne das Fenster, um mit der Kamera einen ungetrübten Blick auf die surreale Kulisse zu erhaschen. Ein Teil von mir bereut es sofort, denn ein unwirklich eiskalter Wind weht mir sofort in meine müden Augen und lässt meine Hände erstarren.

Ein anderer Teil von mir freut sich riesig über das, was ich zu sehen bekomme und was ich spüre.

Sich so unverhofft und völlig spontan in einem Nachtzug ans Ende der normalspurigen Eisenbahnwelt zu befinden, ist schon etwas wahrlich besonderes.

Doch der Reihe nach ...

Wie konnte es so weit kommen?

Als mich die Personaldispo von BTE am Ende meines letzten dienstlichen Besuchs in Stockholm anruft und fragt, ob ich nicht in der kommenden Woche donnerstags einen Zug nach Stockholm bringen und erst am darauffolgenden Montag wieder heimfahren möchte, zögere ich nicht lange. Das mit dem Privatleben habe ich erfolglos probiert und drei Tage Urlaub in Stockholm mit Hotel und entsprechendem Verpflegungsgeld nehme ich doch gerne an.

So befinde ich mich also an einem schönen Freitagmorgen wieder einmal auf unserem kleinen blauen Zug. Es ist eine etwas chaotische Fahrt, aber immerhin sind wir fast pünktlich.

Kurz, bevor wir Stockholm erreichen, kommt eine unerwartete Meldung vom Zugführer: Die Rückleistung entfällt, wegen einer Sturmflut in Dänemark. Ich schreibe also meinem Kollegen Martin, der den Zug an diesem Tag zurückbringen soll. Er hat die Information schon von der Leitstelle erhalten ... und er hat einen Plan: Wir fahren nach Narvik!

Ganz billig wird die Fahrt sicher nicht. Doch ein Blick ins Wetter und auf die Route überzeugt mich schnell. Strahlender Sonnenschein nördlich des Polarkreises – das verspricht gut zu werden!

Diese vy Rc6 bringt uns bis Boden Central.

17:35 Uhr – der vy Nattåg 94 macht sich auf den Weg

Keine sechs Stunden nach der Buchung sitzen wir – Martin und ich – also im Polarexpress, der neben Sitz-, Schlaf- und Liegewagen auch einen Speisewagen mitführt.

Unsere Reise wird anstrengend und lang sein, daher müssen wir uns entsprechend stärken. Deshalb sitzen wir natürlich auf ein Abendessen im „WR“, wie der Eisenbahner kurz sagt. Die Fahrt durch die dunkle und nasskalte Nacht ist noch relativ unspektakulär, also ziehen wir uns gegen 21 Uhr mit gefülltem Bauch in unsere Schlafwagenabteile zurück.

Friedlich schlafen wir in unseren eigenen Abteilen. Ich für meinen Teil kann Martins Ankündigung nur bestätigen: Die Betten in den Schlafwagen sind super bequem! Hier schläft es sich richtig gut, vor allem mit melancholischem Blick aus dem Fenster in die dunkle Nacht.

Wobei, was heißt dunkle Nacht!? Inzwischen ist es draußen so kalt, dass die Oberleitung vereist ist und unser Nachtzug mit seinem funkenden Pantographen die Umgebung flackernd hell erleuchtet.

Friedlich schlafen wir also in unseren eigenen Abteilen. Ich für meinen Teil kann Martins Ankündigung nur bestätigen: Die Betten in den Schlafwagen sind super bequem! Hier schläft es sich richtig gut, vor allem mit melancholischem Blick aus dem Fenster in die dunkle Nacht.

Wobei, was heißt dunkle Nacht!? Inzwischen ist es draußen so kalt, dass die Oberleitung vereist ist und unser Nachtzug mit seinem funkenden Pantographen die Umgebung flackernd hell erleuchtet.

Nordlichter und Polarexpress sind voll in Fahrt!

Nachtsprung unters Nordlicht

Von einem lauten Scheppern werde ich gegen ein Uhr nachts wach: Die Leiter in meinem Abteil hat sich verselbstständigt und ist umgefallen. „Was fällt diesem Miststück nur ein?“, denke ich mir, ich habe doch gerade so gut geschlafen. Doch wenn ich schon mal wach bin, kann ich ja auch mal aus dem Fenster schauen, „vielleicht gibt es ja Nordlichter zu sehen“, denke ich. Doch ich denke mir auch, dass ich so viel Glück bestimmt nicht haben werde …

Ich lümmele mich in meinem Bett also einmal im Kreis, sodass ich mit dem Kopf in Richtung Fenster liege. Beim Blick gen Himmel sehe ich ein paar Schlieren am Himmel. Im ersten Moment denke ich an Cirrus-Wolken, doch Moment mal – tanzende, sich schnell bewegende Cirrus-Wolken in grünem Farbton? Das ist dann doch recht ungewöhnlich.

Oder sind das etwa wirklich ... ?

So richtig traue ich meinen Augen noch nicht. Ich drücke mir die Nase an der Scheibe platt, und mir wird immer klarer, dass es sich tatsächlich um diese magischen Nordlichter handeln muss.

Wie viel Glück kann man eigentlich haben? Das allererste Mal hier oben und direkt Nordlichter sehen!? Manche Leute fahren drei, vier Mal hier hin, buchen geführte Reisen und dann ist es bewölkt oder die Sonne macht sich 'nen lauen und es kommt einfach nicht zu Nordlichtern.

Die nächsten anderthalb Stunden verbringe ich mit und ohne Kamera am Fenster. Es ist wahnsinnig, das mal in echt zu sehen! Ich versuche derweil, Martin wach zu bekommen. Doch die Betten sind wohl zu bequem, und so bleibe ich alleine am Fenster.

Doch damit ich auch etwas vom nächsten Tag habe, beschließe ich, gegen drei Uhr nochmal zu schlafen, damit ich mir gegen sechs die Rangier-Action in Boden Central ansehen kann.

Am Horizont dämmert es

Früh um sechs aufzustehen, um die Zugteilung und -vereinigung in Boden Central zu beobachten, ist auf der einen Seite ziemlich interessant, denn die Kolleginnen und Kollegen Zugführer und Lokführer machen hier noch echte Eisenbahn. Hier kommt kein Rangierer, während der Zugführer lackbeschuht im warmen Dienstabteil hockt und der Lokführer auf dem beheizten Führerstand verweilt. Hier wird noch selbst gekuppelt, Bremsprobe gemacht und die Wagenliste geschrieben.

Auf der anderen Seite ist es aber auch ziemlich bekloppt, denn draußen herrschen etwa minus zehn Grad Celsius und ich könnte auch im kuscheligen Bett liegen. Doch als Nachtzügler ist man ja Kummer gewohnt.

Rechts der Stammzug aus Stockholm. Am Speisewagen leuchtet schon der Zugschluss und die Wagen hinter mir werden gleich abgezogen und auf die Wagen links im Bild gekuppelt. Die Zuglok ab Stockholm umfährt gerade den Zug und setzt sich an die neue Zugspitze, während die neue Lok, aus Luleå kommend, die Rangierarbeiten unseres Zugteils übernimmt.

Diese greencargo Rangierlok weilt in einer vermutlich wohl verdienten Pause auf einem der Nebengleise von Boden Central.

Während es also am Horizont im Osten langsam zu dämmern beginnt, wird die Kursgruppe nach Narvik, also auch mein Schlafwagen, abgehängt und rückwärts an die Kursgruppe aus Luleå angeschoben. Währenddessen setzt sich unsere bisherige Lok an den Zugschluss des Stammzugs, um diesen Teil nach Luleå zu bringen.

Das Zugpersonal arbeitet professionell und eingespielt. Trotz der zweistelligen Minustemperaturen ist keine Weiche vereist und alles funktioniert reibungslos. Pünktlich fahren wir ab in Richtung Norden. Immer weiter in Richtung Norden.

Sonnenaufgang überm Polarkreis

Der Nachtzügler an sich ist ja, was die Verpflegung mit Speisen und Getränken angeht, sehr genügsam – jedenfalls im Dienst. Ist er privat unterwegs, trifft man ihn vorwiegend im Speisewagen!

Also, während wir direkten Kurs auf Kiruna nehmen, geht die Sonne langsam auf. Besonders hier oben – und das hätte ich gar nicht so krass erwartet – ist, dass die Dämmerung wirklich lang ist! Gefühlt dauert es drei Stunden, bis sich trotz hell erleuchteten Firmaments irgendwann mal die Sonne zeigt!

Bei einem leckeren Brötchen mit Käse und einem heißen Tee genieße ich also den herrlichen Sonnenaufgang, während der Kollege Martin noch immer friedlich schlummert.

Hell ist es schon eine Weile, doch irgendwann traut sich auch die Sonne, sich zu zeigen!

Das Fenster zu öffnen, um einen ungetrübten Blick auf die Landschaft zu erhalten, ist eine frostige Angelegenheit.

Die Landschaft wird zunehmend hügeliger und eindrucksvoller. Inzwischen hebt sich auch die Sonne Stück für Stück weiter über den Horizont. Kleine Seen, Flüsse, Bäche und gottverlassene Wälder wechseln sich ab, während hin und wieder mal eine kleine Siedlung oder ein Häuschen inmitten der Pampa zu sehen ist.

Inzwischen hat sich Martin auch mal aus dem Bett bequemt und sich zu mir in den Bistrowagen gesellt. Der große Speisewagen ist im Zugteil nach Luleå verblieben, in unserem Zug gibt es jetzt nur noch einen Sitzwagen mit Bistro-Büdchen. Das Angebot an Speisen und Getränken bleibt aber ähnlich umfangreich – niemand muss also hungern!

Mit immer höher werdenden Bergen und zunehmender Besiedlung kündigt sich das Minengebiet rund um Kiruna an …

Mundlandschaften im Sonnenaufgang rund um Kiruna.

Kiruna, hier Kiruna!

Von Kiruna haben Eisenbahn-Enthusiasten sicherlich schon mal gehört, denn die hiesigen Erzminen sorgen für einen regen Verkehr endlos langer Güterzüge, die von den weltweit stärksten Lokomotiven gezogen werden.

Natürlich bekommen auch wir diese Züge zu Gesicht, während wir den hier notwendigen Fahrtrichtungswechsel inklusive Lokumlauf von außen beobachten. Doch dies wird nicht das letzte Mal sein, denn die Erzzüge haben hier Vorrang vor allem anderen, was so durch die Gegend rollt.

Während unsere Lok gerade auf die andere Seite gesetzt wird, fährt ein leerer Erzzug aus Richtung Narvik ein.

Noch eine vereinfachte Bremsprobe und dann gehts weiter.

Über Riksgränsen nach Norwegen

Der Fahrtrichtungswechsel ist vollzogen und unsere Lok hängt dort, wo bis eben noch der Zugschluss war. Ein bisschen Zeit gilt es noch abzuwarten, bis wir uns pünktlich nach Fahrplan wieder in Bewegung setzen.

Die Fahrzeiten des Zuges sind mit teilweise echt langen Halten darauf ausgelegt, auch größere Verspätungen wieder aufzuholen.

Mondlandschaften wie von der KI generiert …

So nehmen wir also pünktlich wie die Eisenbahn Kurs auf Norwegen und fahren erst einmal entlang des riesigen Torneträsk-Sees durch eine gottverlassene, bergige Gegend, in der es bis auf diese Eisenbahnstrecke kaum etwas gibt. Die uns umgebende Landschaft ist aber umso schöner und surrealer.

Die Sonne scheint und der Himmel ist blau.

In Abisko haben wir noch einen etwas längeren Aufenthalt, vermutlich um einen Erzzug durchzulassen, der aber nicht kommt.

Hier nutze ich die Zeit, um noch ein paar pittoreske Fotos unseres schönen Zuges vor verschneiter Kulisse zu machen, natürlich nur echt mit einem roten schwedischen Bahnhofsgebäude.

Schwedische Bahnhöfe – nur echt mit roten Häusern.

Wo geht es hin?

Willkommen in Narvik, die Welt endet hier! (nicht ganz)

Während die atemberaubende Landschaft vor unseren Fenstern entlangzieht, stellt sich bei mir immer mehr ein ganz besonderes Gefühl ein, das ich so zuletzt hatte, als ich als fünfzehnjähriger pubertierender Jugendlicher in den USA war und mit meiner Gastfamilie in den herbstlichen Bergen New Hampshires unterwegs war.

Während wir die vielen hundert Höhenmeter, die wir in den letzten zwei Stunden auf vielen Kilometern erklommen haben, auf steiler Strecke bei kreischenden Klotzbremsen wieder hinunterpoltern, zieht sich der Himmel etwas zu.

Wir erreichen den Bahnhof von Narvik pünktlich und
– uns mitgezählt – steigen vielleicht zwanzig Fahrgäste aus.

Die Kollegen der norwegischen Eisenbahn setzen ihre Lok an die andere Seite des Wagenzugs und machen sich als geschobene Rangierfahrt in Richtung Abstellbahnhof aus dem Staub. Vorher steigt noch schnell eine Gruppe junger Leute in den Zug. Darauf machen wir die Zugführerin noch aufmerksam. „Das muss so, das sind Studenten, die den Zug gleich putzen.“ Na gut, so viele Studentenjobs wird es in Narvik nicht geben.

Jetzt gilt es, im Schnellprogramm Narvik zu entdecken! Es bleiben schließlich nur noch knapp zweieinhalb Stunden, bis unser Zug wieder in Richtung Stockholm aufbricht!

Wohnhäuser in Narvik vor tief stehender Sonne.

Ein letzter Blick zurück!

Unser Stadtrundgang durch Narvik war kurzweilig und spannend. Neben dem vergleichsweise kleinen Hafengelände, über das jedoch ein großer Teil des schwedischen Eisenerzes in alle Welt verschifft wird, hat mich die große Anzahl an Geschäften und das riesige Einkaufszentrum in der Stadtmitte mit allerlei namenhaften Marken überrascht. Aber gut, in Narvik leben zwar nur etwa 14.000 Menschen, doch ich denke, das Einzugsgebiet der Geschäfte dieser dünn besiedelten Gegend ist entsprechend groß. Und irgendwo muss der gemeine Nordnorweger ja auch seine Unterhosen kaufen.

Nach einem leckeren Stück Kuchen und einer heißen Schokolade im Café der städtischen Bibliothek, stehen wir wieder am Bahnsteig und unser Zug wird auch just in diesem Moment bereitgestellt.

Ein letzter Blick zurück auf Narvik.

In Bjørnfjell halten wir kurz nachdem sich die Sonne hinter die Berge verzogen hat noch einmal, dieses Mal tatsächlich um einem Erzzug in Richtug Narvik den Weg freizumachen.

Da kommt er, der Erzzug in Richtung Narvik.

Die Sonne ist untergegangen und färbt den Himmel noch für die letzten Minuten orange.

Noch einmal Kopfmachen in Kiruna

Natürlich machen wir auch auf dem Weg in Richtung Süden in Kiruna wieder Kopf und wechseln die Fahrtrichtung. An dieser Stelle möchte ich aber noch eine kleine Anekdote zum Besten geben, die das Eisenbahnerherz höher schlagen lässt.

Martin und ich nehmen für den Rückweg natürlich wieder Platz im Bistrowagen. Als der Zugführer zur Ticketkontrolle vorbeikommt, sehen wir die Buchungslisten, die die gleichen sind, wie auf unserem SJ EuroNight. Das erzählen wir ihm natürlich, zusammen mit dem Fakt, dass wir auch Eisenbahner sind. Daraufhin geht er zu seinem Schaffner, der das Bistro für die heutige Fahrt besetzt, und sagt ihm, dass wir hier heute so viel Kaffee und Tee trinken können, wie wir wollen, denn ...„die beiden sind Kollegen.“ 

Eisenbahner unter sich …

Doch damit nicht genug. Kollege Zugführer ist wirklich super drauf. Irgendwo zwischen Kiruna und dem Polarkreis fragen wir ihn noch einmal, ob unser Zug denn an gewissen Betriebsstellen, die im Fahrplan online eingetragen sind, tatsächlich anhält oder ob es sich nur um betriebliche Halte handelt, die ausgelassen werden können. Denn sonst könnten wir ja nochmal Fotos vom Zug von außen mit Polarlichtern am Himmel machen.

„Das sind nur Betriebshalte. Aber wenn ihr wollt, kann ich dem Lokführer sagen, dass wir dort eben anhalten, dann könnt ihr Fotos machen!“

Und so kommt es dazu, dass ein internationaler Nachtzug für Martin und mich an irgendwelchen verlassenen Bahnsteigen mitten in der absoluten Pampa anhält, damit wir ein Foto machen können. Die Polarlichter waren zwar schon ausgeknipst, dich gelohnt hat es sich alleine für die Geschichte. 

Völlig undenkbar in Deutschland und eine schöne Anekdote, um diesen Artikel zu beenden, denn besser wird es nicht mehr.

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Florian Danker Florian Danker

Seit langem mal wieder analog

Im August habe ich ein Experiment gewagt: Ich habe für eine alte und vollständig mechanische Rolleiflex Kamera, die ich seit ewigen Zeiten im Schrank rumliegen habe, eine Filmrolle gekauft und vollfotografiert. Natürlich mit Motiven, rund um die Eisenbahn.

Etwa sieben Jahre ist es her, dass ich auf mysteriöse Weise an eine Rolleiflex SL35 mitsamt einer ordentlichen 50 Millimeter Festbrennweite gekommen bin. Seinerzeit habe ich auch mal ein paar Rollen Film damit fotografiert und – hoch professionell – bei Rossmann auf Papier entwickeln lassen.

Ein paar Jahre später, im Jahre 2018, im ersten Semester meines Studiums an der HAWK in Hildesheim, habe ich einen Fotografie-Kurs belegt, analog in schwarz-weiß fotografiert und auch selbst entwickelt. Das war tatsächlich eine sehr coole Erfahrung!

Seither lag die Kamera ungenutzt und eingestaubt im Schrank, bis ich irgendwann im Budni stand und spontan einen Schwarzweiss- und einen Farbfilm gekauft habe. Den Farbfilm habe ich inzwischen entwickeln lassen.

Die Auswahl des Films fiel nicht sonderlich schwer – es gab in meiner Budni-Filiale nämlich nur einen: den Konsumenten-Klassiker schlechthin, den Kodak Ultramax 400.

Der erste Weg führt … Natürlich an den Bahnsteig.

Die Motivauswahl ist – wer hätte das ahnen können – sehr eisenbahnlastig. So dokumentierte ich als allererstes meinen abendlichen Besuch der Abfertigung des BTE AutoReiseZugs von Hamburg-Altona auf Film.

Der AutoReiseZug wird als geschobene Zugfahrt in Altona pünktlich bereitgestellt.

Ich fotografiere gerne mit sehr weit geöffneter Blende. Das ist in Zeiten der digitalen Fotografie kein großes Problem, der Autofokus regelt das schon. Und wenn man doch mal manuell fokussieren muss, dann wird halt auf 100% reingezoomt. Das geht im Analogen natürlich nicht. Daher sitzt hier der Fokus nicht immer auf den Punkt, aber das tut der Sache erstmal nichts ab – hat es doch auch irgendwie seinen Reiz, dass nicht alles technisch perfekt ist.

Das BTE Catering-Team im Gespräch mit dem Zugführer vorm MUN-Schlafwagen.

Auch nicht auf den Punkt scharf, aber dennoch ein schönes Stimmungsbild, was uns der Regen am Nachmittag ermöglichte.

Immer wieder eine schöne Perspektive – den Zug entlang mit offenen Drehfalttüren.

Die 101 macht in blau auch eine tolle Figur, im Hintergrund ein ICE 4.

Dieses Zuglaufschild habe ich persönlich laminiert!

Noch steht das Signal auf Hp0. Bis zur Abfahrt dauert es noch eine Weile.

Die Frontpartie der 101 im Profil – das Foto könnte vom Look auch 20 Jahre alt sein.

Im Anschluss haben wir uns noch auf den Weg gemacht, um unsere Kolleginnen und Kollegen auf dem SJ EuroNight einmal am Bahnsteig zu begrüßen.

Ich musste feststellen: Nachts ist es wirklich dunkel, auch am Bahnsteig in Hamburg Hbf. Und sobald es dunkel wird, ist auch ISO 400 nicht wirklich viel. Die Belichtungsmesser-App sagte mir, ich soll etwas zwischen 1:15 und 1:30 Sekunde belichten … na das wird ja ein Spaß, aus der Hand zu halten. Aber dafür ist das Ergebnis wirklich in Ordnung!

Zum Vergleich: Meine Fuji liefert auch bei einer maximalen ISO von 25.600 noch brauchbare Ergebnisse.

Und draußen brennt die Sonne!

Ein paar Tage später habe ich mich auf den Weg gen Südosten gemacht, genauer gesagt nach Helmstedt. Natürlich hatte ich auch die analoge Rolleiflex mit dabei und habe – wie sollte es anders sein – teile meiner Reise im Zug dokumentiert.

Ich zog den Jackpot und hatte einen alten Ersatzpark anstelle des Doppelstock-ICs. Meine Vermutung bewahrheitete sich, und es hing sogar ein Bimmdzf-Steuerwagen am Zug, also ein alter InterRegio-Steuerwagen mit zu öffnenden Fenstern und freiem Blick nach vorne.

Die alten IR-Steuerwagen geben den Blick auf die Strecke frei!

Eine Rarität im Fernverkehr der Deutschen Bahn: Übersetzfenster zum öffnen! Ich genoss jede Sekunde im warmen Wind, wenngleich schon ganz bald alle Fenster zu waren – zu unangenehm war es wohl für die anderen Fahrgäste, die einen ICE gewöhnt sind, bei offenem Fenster zu reisen.

Kämen uns jetzt N-Wagen und kein moderner KISS entgegen, könnte das Bild auch 25 Jahre alt sein.

Der Tf grüßt den entgegenkommenden Zug. (Wir grüßen uns IMMER bei der Eisenbahn.)

Zeit für ein Selfie im Spiegel – voll analog … mit dem Handy kann das ja jeder.

Ein Blick in Richtung Zugschluss: Einfahrt in Braunschweig Hbf.

Und in Fahrtrichtung: Am Bahnsteig wird gebaut.

Der Star des Tages im Gegenlicht: Der Bimmdzf Steuerwagen.
Bimmdzf steht im Übrigen für einen (B) Wagen zweiter Klasse in (i) InterRegio-Konfiguration, (m) mit einer Länge von 24,5 oder mehr Metern, in (m) modernisierter Ausstattung, (d) mit Mehrzweckabteil, (z) Zugsammelschiene und (f) Führerstand.

Da fährt er davon …

Und das letzte Bild auf dieser Filmrolle … sehr stimmungsvoll in der RB mit Blick auf die Ortschaft Bornum.

Würde ich es noch mal tun?

Sagen wir es mal so: Ich möchte meine digitale Fujufilm-Ausrüstung nicht missen. Ein Foto zu machen und direkt ein Ergebnis auf dem Bildschirm zu sehen ist toll! Und vor allem, wenn man es auch noch mit einem Film-Like-Rezept direkt in einem tollen Look zu sehen bekommt und gar nicht mehr viel mit dem Foto anstellen muss.

Doch bei der analogen Fotografie ist es eben der Reiz, genau das nicht zu sehen – nur mit der Kamera und ohne technische Hilfsmittel ausgestattet, ganz pur zu fotografieren.

Klar, der Belichtungsmesser funktioniert per App, aber der ganze Prozess dauert einfach … Motiv finden, Belichtungsmesser rausholen, Belichtung messen, kurz nachdenken, ob das passen könnte, Belichtung und Blende einstellen, komponieren, vielleicht nochmal neu komponieren, abdrücken … und dann warten, bis der Film vollfotografiert UND entwickelt ist … es ist einfach ein völlig anderer Prozess, der den Bildern einen ganz anderen Wert gibt und der mich selbst auch nicht ganz so selbstkritisch auf meine Werke schauen lässt.

Apropos Wert: Ganz billig ist die Sache nicht. Ein Film kostet etwa acht Euro und die Entwicklung inklusive sehr hochauflösender Scans beim Spieker Film Lab in Hamburg nochmal knapp 18 Euro. Ist es das Wert? Ja! Denn der Spaß am entschleunigten Fotografieren ist groß.

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